Nach Bekanntwerden, dass die Städte Bocholt und Rhede ihre Anträge auf Entwidmung der Bahntrasse zwischen Bocholt und Rhede zurückgenommen haben und wegen der veränderten Kriterien, ist die Hoffnung groß für die Wiederbelebung der Zugverbindung nach Münster. 1974 fuhr auf dieser Strecke der letzte Zug, bevor der Zugverkehr von Bocholt über Rhede und Borken nach Münster ganz eingestellt wurde.
Die Soziale Liste Bocholt und ihr Vorsitzender Rainer Sauer, der Umweltpolitische Sprecher Torsten Wollberg und Lus Drescher wollten wissen, in welchen Zustand sich die Trasse aktuell befindet. Denn es gäbe immer wieder mal Gerüchte, dass die Trasse weitestgehend mit Gärten und Häusern überbaut worden seien, berichten sie.
Am Mittwoch (3. August) um 17 Uhr machten sich die drei dann auf dem Weg entlang der Trasse von Bocholt nach Rhede. Rund drei Stunden dauerte der Erkundungsspaziergang ab der Bocholter Münsterstraße bis zum ehemaligen Bahnhof an der Bahnhofstraße in Rhede.
Torsten Wollberg: „An manchen Stellen ist die Trasse so zugewachsen, dass wir neben der Trasse laufen mussten. Dornenbüsche, Unkraut und Gestrüpp versperrte uns oft den Weg. Es gab aber auch viele Stellen, wo sich über die vielen Jahre ein Trampelpfad gebildet hat und wir dort gut vorankamen.“
Nur an wenigen Stellen seien noch Bahnschienen zu sehen. Schotter hingegen liege noch an vielen Stellen. Unverkennbar sei, dass auf der Trasse entlang mal Züge fuhren. Auch Kilometersteine und Schilder mit der Aufschrift „Deutsche Bahn. Bahnanlage. Unfallgefahr. Bei Schnee und Eis wird nicht geräumt“ wiesen daraufhin, berichten die Bahnbefürworter. „Die Trasse eigne sich auch heute noch hervorragend für die Wiederbelebung der Zugverbindung“, davon ist Rainer Sauer fest überzeugt. Torsten Wollberg und Lus Drescher haben daran ebenso keinen Zweifel.
Obwohl die Bahnbefürworter das Thema Radschnellweg RS2 aufgrund der neuerlichen Entwicklung als erledigt ansehen, befürchten sie ansonsten durch die Versiegelung des Bodens schwerste Gefahren für das Grundwasser und einen weiteren drastischen Anstieg der Klimaerwärmung. „Zwischen Bocholt und Rhede müsste sodann die Trasse in einem Umfang von mehr als 42.000 Quadratmeter an Boden versiegelt werden“, betont Rainer Sauer. Lus Drescher fügt noch hinzu: „Auch würde der Radschnellweg RS2 an manchen Stellen eine Gefahr mit sich bringen, denn besonders in Höhe der Fachhochschule bis zum Sportzentrum Rhede liegt die Trasse sehr abgelegen.“ Festgestellt haben sie auch, dass die Trasse nur vereinzelt als Garten-Verlängerung genutzt wird.
Ihr Fazit: „Der Trassenspaziergang hat uns erneut davon überzeugt, dass die Bahn nach Münster kommen muss – und das möglichst schnell. Die Voraussetzungen dafür sind ideal. Der Sprinterbus ist keine Alternative, die Menschen wollen komfortabel mit dem Zug fahren. Bocholt und Rhede dürfen nicht noch länger vom Bahnverkehr im Münsterland und vom Fernverkehr abgehängt sein.“
In den nächsten Tagen wollen die Bahnbefürworter ihren Trassenspaziergang fortsetzen. Dann geht es vom ehemaligen Bahnhof Rhede nach Borken.